Sonntag, 5. August 2007

Perlen tauchen - Neutral Milk Hotel

Neutral Milk Hotel – In the Aeroplane over the Sea


Beinahe zehn Jahre liegt es nun zurück, das Neutral Milk Hotel zuletzt ein Album veröffentlicht haben. Eine Zeit, in der die Band einen erlesenen Kreis von Verehrern um sich versammeln konnte und die musikalischen Nachfolger, wie The Arcade Fire, in Musik-Gazetten und Feuilletons gefeiert wurden. Die Band, die trotz nur zweier Album-Veröffentlichungen ein so einflussreiches Werk hinterließ, zählt zu jenen Gruppen, die sich wohlwollend auf einen kreativen Kopf reduzieren lassen. So bestimmte Jeff Mangum mit seinem leidenschaftlichen Gesangsstil und seinem anspruchsvollen, teils collagenartigen Songwiriting zweifelsohne die musikalische Identität der Band.
Neutral Milk Hotels Meisterstück In the Aeroplane over the Sea überzeugt vor allem aufgrund eines Mangels: Es widersetzt sich schlich den Tretmühlen jeglicher Coolnessverpflichtung. Abseits von großen Gesten und aufgesetzter Emotionalität erscheint das Album immer wieder mitreißend, voller Enthusiasmus und Verstörtheit. In jedem Song entwirft Jeff Mangum ein neuartiges, eigenständiges Szenario; doch gleichsam gelingt es, ein Gefühl von innerer Geschlossenheit zu erzeugen. Zentrale Themen werden immer wieder aufgegriffen und in verschiedensten Kontexten verarbeitet. So könnte man In the Aeroplane over the Sea als eine Art Konzeptalbum bezeichnen, in dessen Mittelpunkt das Leben und Sterben Anne Franks steht. Deren Tagebuch hatte Jeff Mangum in der Zeit nach der Fertigstellung von Neutral Milk Hotels Debütalbum On Avery Island gelesen und litt seither unter wiederkehrenden Träumen von einer jüdischen Familie während des zweiten Weltkriegs. Nun mag Anne Franks Tagebuch vielen bekannt sein (gehört es doch auch in den USA zur Standardlektüre für Mittelschüler), die Idee, ein solches Album daraus zu entwickeln wirkt dennoch, als sei sie einem abseitigen Fiebertraum entsprungen. Erst recht absurd erscheint es, die Geschichte Anne Franks, mit assoziativ-surrealen Motiven des Erwachsenwerdens zu vermischen und dies von einem bisweilen dröhnenden Folk-Orchester musikalisch umsetzen zu lassen. Doch Neutral Milk Hotel gelingt es, aus der traurigen Thematik eine emotionale Tiefe im Absonderlichen zu entwickeln, die man in dieser Form selten im Rahmen populärer Musik findet. So entdeckt man auf In the Aeroplane over the Sea Lieder über einen missgebildeten Jungen, der sich in einem seltsamen Gefäß eingesperrt befindet (Two Headed Boy I&II), Samenflecken werden auf Bergspitzen identifiziert (Communist Daughter), und persönliche Liebeserklärungen an Anne Frank verfasst (Holland 1945).
All das mag anfänglich herausfordernd und eigentümlich wirken, entfaltet seine verlockende Anziehungskraft aber konsequent im Laufe der Zeit. Schließlich zeigt uns In the Aeroplane over the Sea, dass bei aller Traurigkeit, der Wahnwitz stets mit einem breiten Grinsen hinter der nächsten Ecke lauern kann. Ein unprätentiöser Geniestreich -Jenseits von Stilsicherheit und Pose.
Takeshi Konoppcke

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seit anfang/mitte2008 allerdings ist dieser blog und das unregelmäßige organisieren von konzerten im café wagner das einzige was wir noch machen... tja.

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