Psapp - KlingKlangKlong ruft's aus dem Wald...

Das plakativste an Psapp ist die Vielseitigkeit, so dass sie kaum einer so beschreiben kann, dass es dieser Band wirklich entspräche. Beim skeptischen Blick in etwaige Rezensionen erscheint immer wieder der selbe Kanon: quietschende Tiere, krächzende Türen und jede Menge melancholische Kindheitsstimmung. Somit wären die Ausführungen der Konkurrenz auf das Wesentliche zusammengefasst, könnte man meinen. Aber weit gefehlt: da wo diese Attribute aufhören, fangen Galia Dunant und Carim Clasmann erst mit ihrer Musik an. Den Alltag von Frau Dunant stelle ich mir als einen permanenten Spieleabend vor, bei dem man sich des öden Alltags jedoch leider bewusst ist. Aber anstatt diesem nur für ein paar Stunden zu entfliehen wird er kurzerhand umgestaltet. Tische sind nicht mehr nur dazu da den Teller Suppe vor seinem klirrenden Zerschellen auf dem Boden zu bewahren, sondern eignen sich ja auch hervorragend um auf ihnen herumzuklopfen als würde man einen Holzwurm suchen, in der Hoffnung dieser antwortet mit ebensolchen Späßen. Ob nun Biedermeier oder doch Ikea, aufgrund der Ersetzbarkeit falls mal was schief geht, das ist Herrn Clasmann weniger wichtig. Zur Sicherheit schielt er mit seinen Augen doch noch einmal drüber und "mixed" alles zu einer Art Buchstabensuppe. Der Vorteil an letzterer Tischoption: man kann es wiederholen und anderswo einsetzen und neuen Spökes damit betreiben. Töpfe tun es zur Not auch - meinen wir, als Hörer und Schreiberlinge, die von ihrer eigenen Schreibe vereinnahmt sind. Psapp genügt das jedoch nicht und so krallen sie sich den Stubentiger, samplen ihn (das Aufsuchen des Getiers wird psappgemäß natürlich auch vertont), als wäre es das Alltäglichste der Welt und schon ist ein neues Element in einer kurzen Geschichte über das große 'Alles' gefunden. Kurze Geschichte bezieht sich hier freilich nur auf die Spieldauer der Lieder. Denn von den standardisierten drei ein halb Minuten weicht man rein technisch gesehen nicht ab. Rein technisch bedeutet allerdings wirklich nur ein Rahmenkonstrukt, damit der heimische CD-Spieler klar kommt (thank god, if you got a record). Die andere Achse des Koordinatensystems Musik wird hier mit Hand in Hand greifenden Collagen aus Geräuschen gefühlt, die nicht nur die Familie Psapp strahlen lässt. Schnippisches Schnalzen wird zum Klang und selbst das allseits beliebte Zehenwippen zum Geräusch. Mit meiner Vorstellung, dass die Geräuschkulisse eines Konzert mal nicht von Händen oder Stimmen der Zuschauer als aktiver Teilnehmer bestimmt wird, sondern die eigenen zehn Zehen die Wahrnehmung der Ohren bestimmt, freue ich mich wie ein kleines Kind auf das Konzert hier in unserem uns allen gemeisamen raum-zeitlichen Fixpunkt Jena.
Ich jedenfalls werde wahrscheinlich quietschen.

Freitag, 17.08.2007, 20:00 Uhr, Theatervorplatz Jena
Vorgeschmack? Bitte:
Adele Jablonski
spoekes - 2. Jul, 14:22